Ein Bauprojekt, das es in sich hat

Erneuerung von rund 24.000 Quadratmetern

Sie sind gebaut für über 400.000 Flugbewegungen pro Jahr, für tonnenschwere Großraumflugzeuge, die hier mit hoher Geschwindigkeit aufsetzen oder abheben: die beiden Start- und Landebahnen am Flughafen München. Nach knapp 30 Jahren Betrieb bietet der coronabedingt schwache Verkehr die Gelegenheit für umfangreiche Instandhaltungsarbeiten. Michael Weiß kümmert sich am Flughafen München um die Instandhaltung von Flächen und Bauwerken. Im Interview erläutert er die Hintergründe.


Unsere Bahnen sind seit fast 30 Jahren in Betrieb. Insgesamt sind sie in einem sehr guten Zustand. Aber sie haben ein hohe Anzahl von Flugbewegungen - auch mit sehr großen Flugzeugen - bewältigt. Deshalb nutzen wir aktuell die "Gunst der Stunde", denn in den nächsten zehn bis 15 Jahren hätten die Oberflächenerneuerungen einen immensen Instandhaltungsaufwand verursacht.

Michael Weiß

Michael Weiß

Bereich für Instandhaltung von Flächen und Bauwerken

Herr Weiß, seit Anfang Mai 2021 sind mehrere Großfräsen an der Südbahn im Einsatz. Was genau passiert da gerade?

Michael Weiß: Wir erneuern zur Zeit Teilflächen auf unserer südlichen Startbahn und in einem Bereich des Rollbahnsystems, insgesamt rund 24.000 Quadratmeter. Einfach gesagt fräsen wir intensiv beanspruchte Betonflächen 36 Zentimeter tief aus und stellen anschließend neue Betonoberflächen her. Die Oberflächenerneuerung ist nur ein Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets: Wir erneuern auch Asphaltdecken an den Start- und Landebahnen und den Rollwegschultern. Darüber hinaus passen wir die Rollbahnkurven nach den Vorgaben der EASA, der Europäischen Agentur für Flugsicherheit, an. Und auch die Anflugblitzbefeuerung muss erweitert werden. Dann kümmern wir uns noch um Unterhaltsmaßnahmen, die wir sonst nur nachts ausführen können, etwa Fugeninstandsetzung, Markierung oder Dichtheitsprüfungen an Entwässerungsrinnen.

Wie oft muss eine Startbahn eigentlich saniert werden?

Das kann man nicht so pauschal sagen. Üblicherweise beträgt die Nutzungsdauer von Startbahnen aus Beton etwa 40 Jahre. Unsere Bahnen sind seit fast 30 Jahren in Betrieb. Insgesamt sind sie in einem sehr guten Zustand. Aber sie haben ein hohe Anzahl von Flugbewegungen - auch mit sehr großen Flugzeugen - bewältigt. Deshalb nutzen wir aktuell die "Gunst der Stunde", denn in den nächsten zehn bis 15 Jahren hätten die Oberflächenerneuerungen einen immensen Instandhaltungsaufwand verursacht. Normalerweise müssen wir unsere Arbeiten Stück für Stück während der Nacht abwickeln. Dass wir durchgehend und tagsüber arbeiten können, ist nur der Krise geschuldet und kommt künftig hoffentlich nie wieder vor. Aber wir sparen uns dadurch Zeit und sehr viel Geld. Und wir hoffen, dass wir unsere Bahnen dann vielleicht 50 Jahre nutzen können.

Gab es seit der Eröffnung unseres Flughafens schon einmal eine vergleichbar große Sanierungs-Aktion?

Nein. Zwar haben wir 2017 und 2018 auf beiden Runways ein paar kleine Bereiche erneuert, aber das derzeitige Projekt ist eine ganz andere Hausnummer. Damals haben wir während der Nachtsperrung einige zehn Quadratmeter hinbekommen - bei der aktuellen Maßnahme auf der Südbahn erneuern wir rund 24.000 Quadratmeter - und die haben es in sich.


Inwieweit unterscheidet sich eine Sanierung des Runway-Belags von einer "normalen" Betonfläche?

Unser Beton ist in der Verarbeitung höchst anspruchsvoll, weil er hohe Festigkeiten und Widerstand gegen alle möglichen "Beaufschlagungen" aufweisen muss. Außerdem muss die Oberfläche eine hohe Griffigkeit haben, damit die Flugzeuge nicht ins Rutschen kommen. Ein Unterschied ist auch dadurch gegeben, dass wir im Belag die optischen Landehilfen und das Rollführungssystem berücksichtigen müssen. Was gerade dieses Projekt aber so aufwendig macht, ist zudem die Abstimmung mit der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Luftamt Süd bei der Regierung von Oberbayern. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachbereichen innerhalb der Flughafengesellschaft ist uns das gut gelungen. Nicht zuletzt ist das Bewegen von großen Materialmengen in den Sicherheitsbereich eine Herausforderung.

Was passiert eigentlich mit dem Material, das die Fräßen von der Bahn "gekratzt" haben?

Das abgetragene Material wird im Straßenbau entweder als Unterbau oder als Beimischung in den so genannten "Hydraulisch gebundenen Tragschichten" unter der Betonfläche wiederverwendet.

Und was passiert an der Südbahn in den kommenden Wochen?

Nach den Fräsarbeiten steht die Wiederherstellung des Bahnbelags an: Bis etwa 20. Juni 2021 wollen wir wieder Beton einbauen. Er braucht zur Aushärtung 28 Tage, in denen neben der Befeuerung auch die Texturierung der Oberfläche, das "Grooving", hergestellt und die Markierung wieder aufgebracht werden muss. Die Bahn muss bis 30. Juli 2021 wieder in Betrieb gehen.

Lässt sich ungefähr beziffern, was so eine Renovierung insgesamt kostet?

Noch sind wir nicht am Ende der Sanierung angekommen. Schlussendlich wird es ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag.

Das abgetragene Material wird im Straßenbau entweder als Unterbau oder als Beimischung in den so genannten "Hydraulisch gebundenen Tragschichten" unter der Betonfläche wiederverwendet.

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